Aktuelle Daten des neuen YouGov Tariffs-Sentiment-Trackers (Mai 2025) zu den Auswirkungen der globalen Zollpolitik auf die Verbraucherstimmung der Deutschen
Die neuen Basiszölle in Höhe von zehn Prozent auf alle Einfuhren in die USA sowie Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Autos gelten nun bereits seit Anfang April 2025. Die ursprünglich im März 2025 erhobenen Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahl und Aluminium wurden am 4. Juni 2025 auf 50 Prozent angehoben. Im Zuge des globalen Handelsstreits, ausgelöst durch die Ankündigungen länderspezifischer Zusatzzölle durch US-Präsident Donald Trump, erwartet die Mehrheit der Deutschen teurere Waren und Dienstleistungen sowie negative Auswirkungen für deutsche Unternehmen.
Dies zeigen Daten des neuen YouGov Tariffs-Sentiment-Trackers, der die Stimmung deutscher Verbraucher in Bezug auf die jüngsten Zollankündigungen und deren Auswirkungen auf das Kauf- und Investitionsverhalten der Deutschen misst.
Wir schauen uns an, wie gut sich die Deutschen rund um das Thema Zölle auskennen, bei welchen Produkten sie vorerst zurückhaltender werden könnten und worauf sie beim Einkaufen vermehrt achten.
Laut den Ergebnissen des Tariffs-Sentiment-Trackers (Befragungszeitraum: 21. - 30. Mai 2025) sind sich 92 Prozent der Deutschen der Zölle durch die US-Regierung und anderen Ländern bewusst, und mehr als die Hälfte der Befragten (52 Prozent) gibt an, ziemlich viel oder sehr viel über die Zölle gesehen, gelesen oder gehört zu haben.
Knapp zwei von zehn (19 Prozent) deutschen Verbrauchern geben an, die Nachrichten und Diskussionen über die Zölle aufmerksam verfolgt zu haben. Etwas mehr als ein Drittel (33 Prozent) ist auf mehrere Berichte gestoßen und hat ein gutes Grundverständnis der Situation. Vier von zehn Deutschen (40 Prozent) haben zwar schon ein wenig über Zölle gehört, kennen aber kaum Details. Weniger als jeder Zehnte (7 Prozent) gibt an, gar nichts über die Zölle gesehen, gelesen oder gehört zu haben.
Im Folgenden werden ausschließlich die Antworten jener Befragten mit hohem selbsteingeschätztem Wissensstand zum Thema Zölle berücksichtigt (= „ziemlich viel“ oder „sehr viel“).
Gut informierte Verbraucher erwarten branchenübergreifend eher „leichte“ Preissteigerungen
Das allgemeine Urteil zu den Auswirkungen der globalen Zollpolitik auf die Preise in Deutschland fällt zunächst wenig optimistisch aus: So stimmen 83 Prozent der Deutschen der Aussage zu, dass die Preise steigen werden. 12 Prozent rechnen mit einer Preisstabilität, nur 2 Prozent mit Preissenkungen.
Doch bei der Einschätzung konkreter Warengruppen fällt diese Erwartung deutlich moderater aus – hier prognostizieren insgesamt nur noch durchschnittlich rund 60 Prozent über 11 abgefragte Warengruppen hinweg „leichte“ oder „deutliche“ Preisanstiege und durchschnittlich knapp ein Drittel erwartet, dass die Preise „ungefähr gleichbleiben“.
Trotz der vorherrschenden Besorgnis zeichnet sich hier ein differenzierteres Bild ab: Die Befragten tendieren in allen Kategorien eher zu der Aussage, dass die Preise „leicht steigen“ werden, als dass sie „deutlich steigen“ werden.
Zum Zeitpunkt der Befragung galten bereits Zölle in Höhe von 25 Prozent auf US-Einfuhren von Autos, Stahl und Aluminium. Auch die oft kommunizierte Absicht von US-Präsident Trump, mit US-Zusatzzöllen insbesondere die Auto- und Computerindustrie in den USA stärken zu wollen, könnte eine erkennbar hohe Sicherheit deutscher Verbraucher in Bezug auf Preissteigerungen von Autos und Elektronik erklären.
So rechnen insgesamt 77 Prozent der Befragten mit Preisanstiegen in der Produktkategorie der Elektronik: 44 Prozent erwarten hier eine „leichte“ Steigerung, 33 Prozent eine „deutliche“.
Am zweithäufigsten werden Preisanstiege bei Autos erwartet (insgesamt 71 Prozent): 33 Prozent erwarten eine „leichte“ Steigerung, 38 Prozent eine „deutliche“. Der größte Anteil der Befragten, die mit einer „deutlichen“ Preissteigerung rechnen, entfällt damit auf die Produktkategorie der Deutschen liebstes Statussymbol.
Auch für pharmazeutischen Produkte und Medikamente erwarten insgesamt 69 Prozent der gut informierten Verbraucher eine Preissteigerung: 42 Prozent erwarten eine „leichte“ Steigerung, 27 Prozent eine „deutliche“.
Die wenigsten erwarten Preisanstiege im Haushaltswarenbereich (insgesamt 48 Prozent). Hier erwarten fast gleich viele, dass die Preise „ungefähr gleich bleiben“ werden (43 Prozent).
Keine größere Zurückhaltung beim Einkaufen
Alles wird teurer – so also das Meinungsbild der Deutschen – doch wie sehr beeinflusst diese Erwartung das Kaufverhalten der Verbraucher?
Eine deutliche Mehrheit der Befragten (insgesamt 65 Prozent) hält es für weder wahrscheinlicher noch unwahrscheinlicher, dass sie aufgrund möglicher Änderungen durch die globale Zollpolitik Produkte aus diesen Kategorien kaufen.
Der Kauf eines Autos ist in den nächsten Monaten für mehr als ein Drittel (33 Prozent) der Deutschen unwahrscheinlicher. Dies ist der höchste Anteil unter allen Produktkategorien (für 19 Prozent ist der Autokauf „viel unwahrscheinlicher“, für 15 Prozent „etwas unwahrscheinlicher“). Nichtsdestotrotz ist der Kauf eines Autos für gut die Hälfte der deutschen Verbraucher (51 Prozent) weder wahrscheinlicher noch unwahrscheinlicher aufgrund möglicher Änderungen durch die globale Zollpolitik und für 9 Prozent sogar wahrscheinlicher.
Inlands- oder internationale Freizeitreisen sowie Käufe im Bereich der Elektronik sind in den nächsten Monaten für jeweils rund ein Viertel der Befragten insgesamt unwahrscheinlicher (26 und 24 Prozent) aufgrund der Zollentwicklungen.
Pharmazeutische Produkte und Medikamente werden, trotz der weitverbreiteten Erwartung, dass Produkte aus dieser Kategorie teurer werden, am ehesten weiterhin so gekauft wie bisher: Für 74 Prozent der Deutschen haben die Zölle keinen Einfluss auf die Kaufwahrscheinlichkeit von Pharmazeutika, für jeweils rund 10 Prozent sind diese Käufe wahrscheinlicher bzw. unwahrscheinlicher.
Dies zeigt auch, dass die Preissteigerungen von Grundbedarfsgütern die Verbraucher am härtesten treffen könnten. So müssen Menschen mehr Geld für Dinge ausgeben, auf die sie nicht verzichten können – und stecken am ehesten bei Ausgaben zurück, die eine hohe Lebensqualität schaffen.
Knapp 2 von 10 Deutschen wollen mehr lokal hergestellte oder in Deutschland produzierte Produkte einkaufen
In diesem Zusammenhang lassen sich durchaus Veränderungen der Einkaufsgewohnheiten von deutschen Verbrauchern vor dem Hintergrund der Zölle beobachten.
„Weniger nicht zwingend notwendige Produkte kaufen“ und „Preise zwischen verschiedenen Geschäften oder Websites vergleichen“ sind Maßnahmen, die von jeweils 44 Prozent der Deutschen aufgrund der globalen Zollpolitik beim Einkaufen berücksichtigt werden.
Der ohnehin seit Jahren wachsende Trend zum regionalen Produktkauf sieht sich auch durch die globale Zollpolitik zusätzlich gestärkt: Fast jeder Zweite (48 Prozent) achtet darauf, mehr lokal hergestellte oder in Deutschland produzierte Produkte zu kaufen. Zwar wird der nachhaltigkeitsorientierte Lebensstil im Allgemeinen von jüngeren Konsumenten vorangetrieben, doch im Zusammenhang mit steigenden Zöllen bekennen sich vor allem ältere Generationen zum Kauf lokaler Produkte (52 Prozent derjenigen Befragten ab 55 Jahren vs. 40 Prozent derjenigen im Alter von 25 bis 34 Jahren).
Ein überraschend klarer demografischer Trend: Je älter die Verbraucher sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie ihre Kaufgewohnheiten aufgrund der globalen Zollpolitik ändern.
Die jüngere Generation ist lediglich Vorreiter im Online-Einkauf – knapp ein Viertel (24 Prozent) der 25- bis 34-jährigen Befragten gibt an, häufiger online einzukaufen, um Preise zu vergleichen – sowie bei Hamsterkäufen (20 Prozent dieser Altersgruppe würde in großen Mengen oder größere Packungsgrößen kaufen).
35-bis 44-Jährige probieren häufiger als andere Altersgruppen neue oder weniger bekannte Marken aus, die ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis bieten (32 Prozent) und kaufen häufiger bestimmte Produkte für den Fall steigender Preise auf Vorrat (17 Prozent).
45-bis 54-Jährige ziehen häufiger als andere Altersgruppen gebrauchte oder bereits benutzte Produkte in Betracht (26 Prozent).
Ungewisse Zukunft für deutsche Unternehmen?
Die von vielen Verbrauchern erwarteten Preisanstiege infolge der globalen Zollpolitik gehen mehrheitlich mit einer pessimistischen Einschätzung der wirtschaftlichen Folgen für deutsche Unternehmen einher.
Mehr als acht von zehn Befragten (85 Prozent) rechnen mit negativen Auswirkungen. 8 Prozent erwarten keinerlei Einfluss, und eine noch kleinere Minderheit von 2 Prozent sieht in der Situation Chancen für deutsche Unternehmen.
Methode:
Die Daten dieser Befragung basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des YouGov Panels, die der Teilnahme vorab zugestimmt haben. Für diese Befragung wurden im Zeitraum vom 21.05.2025 bis 30.05.2025 insgesamt 2.055 Personen befragt. Die Erhebung wurde nach Alter, Geschlecht und Region quotiert und die Ergebnisse anschließend entsprechend gewichtet. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Wohnbevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren.
