Deutschland gilt seit jeher als Land mit einer liberalen Alkoholpolitik für Jugendliche. Während in vielen anderen Ländern strikte Altersgrenzen von 18 oder 21 Jahren gelten, erlaubt das deutsche Jugendschutzgesetz bereits 14-Jährigen den Konsum von Bier und Wein – allerdings nur in Begleitung der Eltern oder anderer Erziehungsberechtigter. Befürworter eines Verbots argumentieren mit Zahlen zu Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen und verweisen auf die gesundheitlichen Risiken für das noch nicht vollständig entwickelte Gehirn. Kritiker hingegen sehen in der bisherigen Praxis einen wichtigen Baustein für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol innerhalb der Familie.

Die Regelung des „begleiteten Trinkens” steht jedoch zunehmend in der Kritik. Jüngst sorgte ein Vorstoß der Gesundheitsministerkonferenz zur Änderung des Jugendschutzgesetzes für Aufsehen. Die Gesundheitsminister der Länder sprechen sich dafür aus, die Regelung zum „begleiteten“ Trinken ab 14 Jahren abzuschaffen.

54 Prozent der Deutschen sind Befürworter eines Verbots des „begleiteten“ Trinken

Eine YouGov-Umfrage zeigt, dass knapp mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung die Änderung im Jugendschutzgesetz und damit die Abschaffung der Regelung zum „begleiteten“ Trinken ab 14 Jahren befürwortet: 54 Prozent der Deutschen sind Befürworter eines Verbots des „begleiteten“ Trinken (befürworte voll und ganz / befürworte eher). Rund ein Drittel der Befragten lehnt ein Verbot des „begleiteten“ Trinkens ab (34 Prozent (lehne voll und ganz ab / lehne eher ab). In der Altersgruppe 55 Jahre und älter finden sich etwas häufiger Befürworter eines Verbots (55 Prozent) als unter den jüngeren Befragten: Unter den jüngeren Befragten (18-24- bzw. 25-34-Jährige) sind  mehr Personen unentschlossen als unter den älteren Befragten, was ein mögliches Verbot angeht - 15 bzw. 16 Prozent antworten mit “Weiß nicht / keine Angabe”).

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Stadt / Land Gefälle bei der Befürwortung

Betrachtet man den Anteil der Befürworter, so fällt außerdem auf, dass Personen, die ihr eigenes Wohnumfeld als städtisch beschreiben, etwas häufiger Befürworter eines möglichen Verbots sind als Personen, die ländlich leben (55 Prozent vs. 52 Prozent). Ablehner eines möglichen Verbots finden sich umgekehrt häufiger im ländlichen und vorstädtischen Umfeld (je 35 Prozent) als in der Stadt.

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Wer sind die Befürworter des potenziellen Verbots „begleitetes“ Trinken ab 14 Jahren?

Das Zielgruppensegmentierungstool YouGov Profiles ermöglicht es, mehr zum Hintergrund der Befürworter eines Verbots zu ermitteln. Befürworter geben signifikant häufiger als Ablehner des Verbots an, keinen Alkohol zu trinken (49 Prozent vs. 41 Prozent). Auch stimmen sie signifikant häufiger der Aussage zu, nichts zu Trinken zu benötigen, um Spaß zu haben (83 Prozent vs. 78 Prozent). Die Befürworter sind selbstbestimmter in der Wahl ihrer Getränke und lehnen signifikant häufiger ab, normalerweise das zu trinken, was Andere auch trinken (66 Prozent vs. 63 Prozent der Ablehner).

Ablehner hingegen sagen signifikant häufiger von sich selbst zu viel zu trinken (18 Prozent vs. 13 Prozent der Befürworter) und Schnaps gegenüber Wein und Bier zu bevorzugen (14 Prozent vs. 10 Prozent der Befürworter).

Allgemein legen die Befürworter Wert auf einen gesunden Lebensstil. Sie streben signifikant häufiger als die Ablehner nach dem Wunsch fit und gesund zu sein (81 Prozent vs. 78 Prozent). Auch sind sie anderen Suchtmitteln wie Zigaretten signifikant weniger häufig zugetan als die Ablehner – 41 Prozent haben nie geraucht im Vergleich zu 39 Prozent der Ablehner.

Auch in anderen Punkten begrüßen sie mehr Jugendschutz, z. B. befürworten sie signifikant häufiger als die Gesamtbevölkerung ein Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder richten (48 Prozent vs. 35 Prozent).

Methode:

Diese Umfrage wurde von YouGov Deutschland als Eigenstudie auf Grundlage von YouGov Surveys durchgeführt. Die Daten dieser Befragung basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des unternehmenseigenen YouGov Panels. Die Mitglieder des Panels haben der Teilnahme an Online-Interviews zugestimmt. Für diese Befragung wurden vom 13. bis 15. Juni 2025 16.574 Personen in einer repräsentativen Stichprobe, quotiert nach Alter, Geschlecht und Region befragt.  Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Wohnbevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren.

Die Daten der Befragung wurden daraufhin mit Daten aus dem Zielgruppensegmentierungstool YouGov Profiles verknüpft- einer ständig wachsenden Daten-Quelle mit mehr als 2 Millionen Datenvariablen von mehr als 27 Millionen YouGov-Panelisten weltweit. Datensatz vom 29.06.2025.

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